Naturheilpraxis Ralph Moosbrugger
Naturheilpraxis Ralph Moosbrugger

geschichtlicher Überblick zur Entstehung des Kaiserschnitts

Die Anfänge der Schnittentbindung verlieren sich in der menschlichen Frühgeschichte, in den Legenden und der Mythologie. So soll der griechische Gott des Weines, Dionysos und der Heilgott, Asklepios, als Schnittlinge geboren worden sein, sowie Tristan, der persischen Nationalheld Rustem und die indische Gottheit Indra. Bezugnehmend auf die Schriften des altindischen Arztes Súsrata, wurde Buddha (ca. 560-480 v. Chr.) aus der rechten Flanke der Mutter Maya entbunden, die danach verstarb (Lehmann, 2006).

Der Begriff des Kaiserschnitts oder der Sectio caesarea wird immer wieder mit den römischen Herrscher und Staatsmann Gaius Julius Caesar in Verbindung gebracht. Caesar soll sich von den Begriff ableiten „a caeso matris utero“, einer, der aus dem Mutterleib herausgeschnittenen wurde. Caesars Muttter Aurelia starb um das Jahr 54 n. Chr., deshalb ist es eher unwahrscheinlich, dass Julius Caesar durch eine Schnittentbindung zur Welt kam. Der Name Caesar lässt sich aus der punischen Sprache ableiten, was soviel bedeutet wie „ Elefant“. Vielleicht waren Vorfahren von Julius Caesar Elefantenjäger– und töter, und das kann die Begründung dafür sein, warum der Imperator den Beinahmen Caesar erhielt. (Lehmann, 2006).

Die „Sectio in mortua“ als operativer Eingriff wurde schon im Ayurveda des Susruta (Altindien) als auch im Talmud gefordert. Brahmanen und Juden folgten einer hohen ethischen Moral, keine Seele zu töten oder Gott vorzuenthalten. Auch selbst dann, wenn keine Hilfe geleistet wurde. (Weiss, 1994)

Cajus Plinius Secundus Major“, der beim Vesuvausbruch im Jahre 79. n. Chr. starb, nennt im 7. Buch seiner Historia naturalis zwei berühmte Männer, die aus dem Leibe ihrer Mütter herausgeschnitten worden seien, nämlich Scipio Africanus, den Besieger Hannibals 237 v. Chr., und den Heerführer L. Manilius Acit. Fulvianus, der mit großer Tapferkeit in Karthago eindrang. „Caesones“ (a caeso uteri), „Herausgeschnittene“ wurden solche Menschen genannt. Zumindest an der Toten war die Schnittentbindung in der Antike kein unbekannter Eingriff (Das Restrisiko zur Gegenwärtigen Geburtshilfe, 1989, pp 46-54, Springer-Verlag). In der „Historia naturae“ berichtet Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) weiter, dass in Rom an der noch lebenden, aber bis zum Tode erschöpften Frauen, die nicht mehr vaginal entbinden konnten, es möglich war, den Kaiserschnitt durchzuführen. Legitimiert wurde dies durch ein Gesetz vom römischen König Numa Pompilius (715-673 v. Chr.), welches befiehlt, dass keine schwangere Verstorbene beerdigt werden könne, bevor nicht die Leibesfrucht herausgeschnitten worden sei. In einer Zusammenstellung des römischen Rechts im „Corpus iuris civilis“ unter dem Kaiser Justinian in den Jahren 529-534 n. Chr. unter dem Titel „Digesta“ oder „Pandectae“ wurde dieses sogenannte Gesetz „Lex regia“ an uns übermittelt. (Lehmann, 2006). Die „Lex regia“ wurde erst im Jahr 1871 in Deutschland abgeschafft und durch entsprechende Paragraphen im Strafgesetzbuch ersetzt.

Im Beschluss auf der Synode von Trier 1310 wurde festgelegt, das ein Kind immer zu taufen sei, selbst wenn nur ein Körperteil aus der Mutter zu erblicken war. In der damaligen kirchlichen Weltanschauung war die Seele des Kindes wichtiger als das Überleben der Mutter. Im Mittelalter durften nur die Hebammen die „Sectio in mortua“ durchführen. Wohingegen die „Sectio in vivo“ nur Männern mit chirurgischen Fähigkeiten erlaubt war. Historische Quellen sind sehr dürftig oder verlässlich, ob eine Sectio in mortua geschweige denn eine Sectio in vivo erfolgreich war.

In der frühen Neuzeit um 1500, soll der Schweizer Pferde- und Schweinekastrierer Jacob Nuber aus Siegershausen im Kanton Thurgau den Bauch seiner hochschwangeren Frau höchstpersönlich aufgeschnittenen haben. Auf wundersame Weise überlebten die Mutter und das Kind. Die Frau soll später noch sechs weitere gesunde Kinder auf die Welt gebracht haben. (Weiss, 1994)

Dem Pariser Wundarzt François Rousset (1535-1590) glückte scheinbar mehrfach der Kaiserschnitt. In seinem Buch „Traité nouveau de l'hysterotomotokie ou enfantement caesarien“ (1581) vertrat er vehement die Meinung, dass die Schnittwunde an der Gebärmutter von selber wieder zuheilen würde, und deshalb es keiner Naht bedürfe. Diese damals gängige medizinische Schulmeinung wurde von seinem Landsmann Lebas de Mouilleron 200 Jahre später widersprochen. Die Uterusnaht nach Mouilleron fand zu dieser Zeit aber keine Nachahmer.

Die erste dokumentierte deutsche Kaiserschnittentbindung wurde von dem Barbier- chirurgen Jeremias zu Wittenberg am 22. April 1610 durchführt, bei der Kind und Mutter überlebten. Die Mutter verstarb nach 25 Tagen nach der Operation unerwartet.

Bis zur 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Sectio immer ein gefährliches, gar tödliches Vorhaben. Dies verbesserte sich mit Einführung der Asepsis im Operationssaal von Ingnaz Philipp Semmelweis (1818-1865) und der Erforschung antiseptischer Wundbehandlung durch Josef Lister (1827-1912). Ebenso wurden neue Narkotika (Chloroform und Äther) entdeckt. In dieser Zeit nahm sich Bernhard Breslau im Jahre 1865 den Ratschlag von Lebas de Mouilleron wieder auf und versuchte die Uterusnaht nach einer Sectio wirklich bekannt zu machen.

Dem italienischen Gynäkologen Eduardo Porro (1842-1902) gelang im Jahre eine 1876 eine Schnittentbindungs-Technik, bei der die Gefahr einer Peritonitis, eines schwerefolgenden Kindbettfiebers und einer atonischen Blutung senken ließe. Hierzu wurde nach der Herausnahme des Kindes aus der Gebärmutter der Corpus uteri von der Cervix abgetrennt, danach der verbleibende Cervixstumpf mit einem Eisendraht in der Bauchwunde fixiert und später dann entfernt. Leider führte dies unweigerlich zum Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit. Diese Art der Operation senkte die Müttersterblichkeitsrate auf etwa die Hälfte (Weiss, 1994). Deshalb verbreitete sich diese Methode der Sectio schnell weltweit.

Die Gynäkologen Adolf E. Kehrer (1837-1914) und Max Sänger (1853-1903) entwickelten dreischichtige Nahttechniken, die 1892 publiziert wurden. Von jetzt an gab es eine Muskelnaht, eine Serosa-Muskelnaht als auch eine deckende Naht unter Hinzuziehung der Plica vesico-uterina (Weiss, 1994). In Kombination mit der antiseptischen Wundversorgung und der Asepsis konnte mit diesem Vorgehen unter der Erhaltung des Uterus eine weitere Senkung der Müttersterblichkeit erzielt werden.

Hermann Johannes Pfannenstiel (1862-1909) modifizierte die Methode von Adolf E. Kehrer, indem er Haut und Fettgewebe knapp über der Schambeingrenze horizontal eröffnete und die darunter liegenden Schichten wie Faszien, Bauchmuskeln und Peritoneum längs durchtrennte. Diese Methode wurde in 1920er Jahren gebräuchlich und wird heutzutage standardmäßig eingesetzt. Seit 1994 wird vermehrt die Sectio nach Misgav-Ladach angewandt. Bei dieser Methode werden weniger Instrumente benutzt, weniger Schnitte angesetzt, sondern Gewebeschichten mittels den Händen auseinander gezogen.

Durch verbesserte Operationsmethoden, einer optimierten Asepsis und Sterilität, moderneren Materialien und zahlreichen Antibiotikas sowie sehr gut geschulten Chirurgen und Geburtshelfern, ist die Schnittentbindung im Laufe der Jahrhunderte ein relativ harmloses Verfahren geworden, ein Kind auf die Welt zu bringen.

 

 

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